Wohnen in Burg Stargard auf dem Prüfstand

Von administrator|14. November 2019|Aktuelles aus der Verbandsarbeit, Mitgliedsverband Burg Standard, News|

Frau Christmann stellt die Bauvorhaben der NEUWOBA vor

Sehr geehrte Mitglieder und Freunde, einfach Wohnen aber wie? Das ist die Frage die sich Mitglieder unseres Verbandes überall in Mecklenburg-Vorpommern immer wieder stellen müssen, wenn sie wegen ihrer Behinderung oder auch im Alter eine barrierefreie Wohnung benötigen. Wie das in Burg Stargard gelöst wird, haben wir uns heute vor Ort angeschaut. Zusammen mit dem Stargarder Behindertenverband e.V. (SBV) hat der Landesverband (ABiMV) eingeladen, um sich dem Thema „Barrierefreies Bauen und Wohnen in Burg Stargard“ zu stellen. Am Forum nahmen 26 Mitglieder teil, darunter auch Mitglieder aus Pasewalk, Neubrandenburg und Teterow. Als Gäste konnte ich Frau Christmann, Prokuristin – NEUWOBA und den Bürgermeister der Stadt Burg Stargard, Herrn Lorenz, in der Begegnungsstätte des Stargarder Behindertenverbandes e.V. begrüßen. Der Verein ist besonders stolz, dass er hier zusammen mit der NEUWOBA im Jahr 2001 nach DIN 18025-1 15 rollstuhlgerechte Wohnungen und Vereinsräume am Walkmüllerweg 4 errichtete und das Vergaberecht für die Wohnungen hat. In der Nachwendezeit, in den 90-iger Jahren, gab es beim barrierefreien Bauen in Burg Stargard weitere Aktivitäten. So entstand ein barrierfreies Ärztehaus mit Apotheke, Therapieräumen und drei Wohnungen sowie das Sanitätshaus und das Wohn- und Vereinshaus am Walkmüllerweg 4 mit Räumen für den Ambulanten Dienst des SBV e.V.. In der Mühlenstraße wurde der alte Speicher entkernt und barrierefrei ausgebaut. Es entstanden 18 barrierefreie Wohneinheiten mit Betreuungsangebot vom DRK. Im Jahr 2007 hat ein privater Investor im Sanierungsgebiet, in der Langen Str. 18, ein Haus mit sechs Wohneinheiten fertiggestellt, die alle barrierefrei zugänglich sind. Wenngleich nicht nach DIN 18025 gebaut, wohnen dort auch zwei Rollstuhlfahrer. Wegen der verfehlten Wohnungspolitik im Land und auch in den Kommunen stand der

Das vollständig rollstuhlgerechte Wohn- und Vereinshaus am Walkmüllerweg 4

Wohnungsbau nicht im Fokus sondern der sogenannte Rückbau. Alleine in M-V wurden 30 000 Wohnungen abgerissen. Wegen des nun eingetretenen Wohnungsmangels, u.a. in Neubrandenburg, hat die NEUWOBA 115 Wohneinheiten in den letzten 5 Jahren unter großer Kraftanstrengung neu gebaut. Trotzdem hält die Stadt Neubrandenburg immer noch am Abriss eines barrierefreien 11-Geschossers in der Waagestraße fest! Hier soll dann an gleicher Stelle, im Stadtzentrum, ein Parkhaus entstehen. So bleibt es bei einem großen Mangel an rollstuhlgerechten und an barrierefreien Wohnquartieren. Es wird dann einfach behauptet es sei zu teuer obwohl die gestiegenen Baukosten ganz andere Ursachen haben. Wenn von Anfang an barrierefrei geplant wird bleiben die zusätzlichen Kosten unter 1 % der gesamten Bausumme. Die kleine Wohnungswirtschaftsgesellschaft mbH in Burg Stargard mit rund 300 Bestandswohnungen ist finanziell und personell überfordert selbst in den Wohnungsbau einzusteigen, wie der Bürgermeister behauptete. Eine Chance zur Verbesserung der Wohnungslage in der Stadt sehe er nur durch private Investoren. Die NEUWOBA hat fast 9000 Wohnungen im Bestand davon sind lediglich 0,26 % rollstuhlgerecht und 0,7 % barrierefrei, dass wären zusammen rund 1 %. Hier gibt es großen Nachholebedarf. Bereits 2010 haben die Behindertenverbände, anlässlich des 1. Tages der Menschen mit Behinderungen am Landtag, im Leitantrag 2 einen Aktionsplan der Landesregierung zum Bau von barrierefreien Wohnungen bis zum Jahr 2020 gefordert, bisher ist hier fast nichts passiert. Mit den 17 Millionen Euro, die das Land jährlich als Zuschüsse für den Wohnungsbau bereitstellt, können nur wenige Wohnungen (barrierefrei) errichtet und sozial gebunden werden. Alleine die NEUWOBA gibt in diesem Jahr, wie Frau Christmann berichtete, 17,996 Millionen Euro für Investitionen aus. Es blieb die grundsätzliche Frage, wie wird das Menschenrecht auf eine angemessene bezahlbare (barrierefreie) Wohnung, in den Gemeinden oder speziell in Burg Stargard, umgesetzt und welche Weichen stellt das Land, damit rollstuhlgerechte Wohnungen neu gebaut werden und bezahlbar bleiben? Am Nachmittag konnten dann die Teilnehmer*innen an drei Standorten (Am Walkmüllerweg, in der Langen Straße und in der Mühlenstraße)  Wohnungen besichtigen und sich selbst davon überzeugen, dass man mit einer barrierefreien Wohnung gut in Burg Stargard leben kann.

Fotografiert und nachbetrachtet: Peter Braun, am 14.11.2019

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