Heimschicksale im Petitionsausschuss des Bundestages
Fast drei Stunden lang hörte sich Mitte Dezember 2006 der Petitionsausschuss des Deutschen Bundestags die Lebensgeschichten ehemaliger Heimkinder an, die zwischen 1945 und 1975 in kirchlichen und staatlichen Fürsorgeanstalten Schläge, Demütigungen, Missbrauch, Schwerarbeit erdulden mussten. „Kein Tag, an dem ich nicht mit Angst ins Bett ging und mit Angst aufstand“, berichtete Wolfgang Rosenkötter, der als Jugendlicher in Freistatt im Teufelsmoor frühmorgens mit Holzschuhen zum Torfstechen ausrücken musste.
„Der Verlauf der Anhörung war für uns durchaus zufriedenstellend“, zieht der Sprecher des Vereins ehemaliger Heimkinder, Michael-Peter Schiltsky, Bilanz. Im neuen Jahr soll noch eine weitere Anhörung mit Experten stattfinden, bevor die Ergebnisse der Bundesregierung vorgelegt werden.
Aber das ist nicht alles. „Die Gesellschaft ist gut beraten,“ meint der Ansprechpartner des Vereins ehemaliger Heimkinder, Michael-Peter Schiltsky, „die alte Erziehungspraxis als Menschenrechtsverletzung zu ächten. Davon haben alle etwas, denn gewisse Probleme, gibt es immer, wenn Menschen ausgegrenzt und weggesperrt werden. Wir hatten damals selbst keine Lobby, keinen Anwalt. Aber wir können jetzt mit unseren Erfahrungen die Anwälte der Kinder, Jugendlichen und Alten von heute sein.“
Vielleicht kann uns Herr Schiltsky helfen, die Anstaltsmauern niederzureissen hinter denen noch immer Menschen weggesperrt sind und werden, denn die Demütigungen und Menschenrechtsverletzungen gehen bis heute weiter.
Peter Braun, gelesen und zusammengestellt am 28.12.06
• Link: http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,456655,00.html