140 Jahre Psychiatrie in Ueckermünde
Am 16. Oktober 2015 fand der Jubiläums-Festakt zu „140 Jahre Psychiatrie in Ueckermünde 1875 – 2015“ im Park der Sinne auf dem Gelände des AMEOS Klinikums Ueckermünde statt. Der Landesvorsitzende des Allgemeinen Behindertenverbandes in Mecklenburg-Vorpommern e.V. (ABiMV), Peter Braun war hierzu eingeladen und nahm in Begleitung von Herta Voigt und Dieter Lips vom Stargarder Behindertenverband e.V. (SBV e.V.) daran teil.
Bereits 1875, früher als die Landesirrenanstalt Domjüch in Mecklenburg Strelitz, wurde die Provinzial-Irrenanstalt bei Ueckermünde für 300 Patienten eröffnet. Unter dem NS-Regime fanden bereits am 23. November 1939 die ersten Deportationen von psychisch kranken und behinderten Patienten aus der ehemaligen Psychiatrischen Landesheilanstalt Ueckermünde/Pommern in die Tötungsanstalten nach Hadamar und Bernburg statt. Später wurde hier selbst ein Krematorium eingerichtet und Patienten zu Tode behandelt.
Die meisten Ärzte, Krankenschwestern und Pfleger blieben auch nach Kriegsende im Beruf tätig, so wie der Planer der T 4 Aktion (1939), Dr. Wilhelm Bender. Er konnte nach dem Krieg in der Psychiatrischen Klinik Ueckermünde an leitender Stelle weiter arbeiten. Der entsetzliche Vernichtungsfeldzug der Ärzteschaft gegen Behinderte und psychisch Kranke wurde kollektiv verdrängt. Die Verbrechen in der Ueckermünder Heilanstalt sind nicht strafrechtlich verfolgt worden. 1946 erfolgte eine Umbenennung in „Landesheil- und Pflegeanstalt“ mit ca. 1000 Patienten. 1995 begannen der Umbau und die Modernisierung des gesamten Klinikums. Das Land Mecklenburg-Vorpommern stellte hierfür bisher insgesamt 86 Millionen Euro bereit. Nach Sanierung und Umbau wurde 2004 privatisiert und die AMEOS Gruppe Zürich übernahm das Klinikum.
In den Festreden ging es häufig ums Geld, die wirtschaftliche Bedeutung für die Region, um Arbeitsplätze etc.. Die Patienten, die eigentlich im Mittelpunkt der Bemühungen stehen sollten waren bei diesem Festakt nicht dabei.
Selbst die Schüler des Greifen Gymnasium Ueckermünde haben sich in ihrem Video über das Klinikum lediglich selbst projiziert, die eigentlich Betroffen aber vergessen. Schade eigentlich, dass der von der Aktion Mensch geförderte vidio-clip nicht zur kritischen Auseinandersetzung mit der Psychiatrie in Ueckermünde genutzt wurde.
Frau Mortensen und Herr Braun legten deshalb, den Blumenstrauß den sie mitgebracht hatten, in Gedenken an die Opfer der NS-“Euthanasie“ nieder.
Text: D. Lieps, 16.10.2015