Gedanken zum 8. Mai 1945 in der Gedenkstätte Ravensbrück
Kein freudiger Anlass war es für uns Mitglieder des ABiM-Ve.V. Landesverbandes und des Stargarder Behindertenverbandes e. V., der uns am 8. Mai 2005, dem zweiten Sonntag des Monats nach Ravensbrück bei Fürstenberg führte. Vielmehr ein Anlass, der uns dazu auffordert, die Vergangenheit nicht ruhen zu lassen und uns erneut mit dem Leid vieler tausender Menschen auseinander zu setzen, die unter dem nationalistischen Regime gelitten haben und ermordet wurden.
Auch die Befreiung durch die Alliierten konnte die Schicksale vieler Gefangener in den Konzentrationslagern nicht lindern. Wie wir bei einer Führung durch das Konzentrationslager erfuhren, wurde ein Großteil der in Ravensbrück ermordeten Frauen erst kurz vor Kriegsende Opfer der bestialischen Tötungsmaschinerie. Neben vielen traurigen und erschreckenden Fakten, die wir erfuhren und die uns tief betroffen machten, wurde uns bildlich die „Perversität“ der Nationalsozialisten vor Augen geführt. In kleinen Häus-chen und scheinbar ungetrübter Idylle lebten die SS-Offiziere und KZ- Aufseher mit ihren Familien, nur durch eine Mauer von dem Ort getrennt, an dem sie täglich Menschen, größtenteils Frauen und Kinder folterten und töteten. Nach der Führung legten wir ein Blumengebinde an der „Strasse der Nationen“ nieder, die als Mahnmal für uns alle errichtet wurde und gedachten der Opfer. Mit starken Gefühlen der Betroffenheit und Verantwortung für die Zukunft sowie des Gedenkens verliehen wir damit unserer Trauer Ausdruck. Die heute lebenden Generationen tragen die Verantwortung, dass Derartiges nie wieder geschieht und geschehene Verbrechen nicht in Vergessenheit geraten.
Text: Florian Rüß – Student der FH Neubrandenburg im Praktikum beim Stargarder Behindertenverband e.V.
Bild: Stargarder Behindertenverband e.V.