Empfang mit Hindernissen!
Neujahrsempfang der Fraktion Die Linke. im Landtag und des Landesverbandes
Die Linke. Mecklenburg-Vorpommern am 5. Januar 2012
Als Vertreterin des Allgemeinen Behindertenverbandes in Mecklenburg-Vorpommern e.V. hielt ich die Einladung in der Hand und fuhr einfach los zum Veranstaltungsort in der Ritterstraße in Schwerin, ohne vorher nachzufragen, ob denn auch der Fahrstuhl funktioniert oder eventuell die Behindertentoilette defekt ist. Etwas Sorge bereitete mir
nur der Sturm, welcher durch Deutschland fegte, aber am Abend war in Schwerin nicht mehr viel davon zu spüren. In der Ritterstraße angekommen, wollte ich mit dem Fahrstuhl fahren, drückte den Knopf einmal, zweimal, dreimal, viermal, es rührte sich nichts. Einige Zeit später ein neuer Versuch – nichts. Sollte ich nun wütend sein und nach Hause fahren oder abwarten? Ich entschied mich, abzuwarten, was geschehen wird. Sehr zeitig war ich angekommen, 20 Minuten vor Beginn des Empfangs um 18.00 Uhr. Lächelnd und gelassen stand ich neben dem Fahrstuhl, hatte vor mir die Treppe nach oben genau im Blick (eine Situation, die so viele von uns sehr gut kennen).
12 Stufen führten hinauf, ein kleiner Absatz, weitere acht Stufen folgten.
Inzwischen trafen nach und nach die Gäste ein. Viele bekannte Leute. Manche eilten vorbei wie der Minister Her Brodkorb, einige fragten, ob sie helfen können. Die ersten Fragen-ich bat, den Betreiber zu fragen (falls sie ihn sehen), was mit dem Fahrstuhl ist. Es hätte ja sein können, dass er oben nur blockiert bzw. festgehalten wird. Der Betreiber kam die Treppe hinunter, erklärte, dass der Fahrstuhl defekt ist, er hätte jedoch schon den Monteur angerufen und dieser wollte etwa in einer halben Stunde kommen. Ich wartete weiter. Die nächsten Gäste strömten ins Gebäude, fragten, ob sie helfen können, mehrere boten an, mich hochzutragen, nicht ahnend, wie schwer ein E-Rollstuhl ist und ich noch dazu. Das lehnte ich lieber ab – aus Sorge um die Helfer und um mich selber. Wieder kam der Betreiber die Treppe herunter, es war ihm sichtlich unangenehm, aber so etwas kann natürlich jeden Tag passieren, dass die Technik nicht mitspielt, dafür konnte keiner etwas.
Die Zeit verging, noch immer kamen Gäste, Herr Kümmritz, der Theaterintendant bot an, mich hochzutragen, auch Frauen wollten helfen. Die Veranstalter und die Gäste konnten es eindeutig sehen, eine hohe Treppe und für mich bedeutete es Stillstand. 22 Minuten nach 18.00 Uhr hatte ein Monteur den Schaden behoben, ich konnte nach oben fahren, in den Saal, die Reden hatten längst begonnen, waren fast beendet. Die Gäste standen, ich sah Rücken, einige drehten sich um, kurze Augensprache: „Oh, oben angekommen?“ Lächelnd: „Ja, alles in Ordnung.“
Herr Bockhahn, Herr Holter und die Oberbürgermeisterin Frau Gramkow hielten kurze Reden, anschließend gab es Speisen vom Büfett und Getränke. Stehtische im Saal,
jedoch auch Tische und Stühle, so dass man nicht unbedingt mit Teller, Besteck und einem Glas jonglieren musste. An meinem Tisch kam ich mit einer Schulleiterin aus Bützow in ein anregendes Gespräch, erfuhr vom Schulalltag, erzählte selber von der Tätigkeit im ABiM-V e. V., sprach noch mit Abgeordneten und der Abend klang doch noch angenehm aus.
Erika Dittner, Schwerin, 05.01.2012