AOK-Forum – Schweriner Gespräche
Zum 2. Schweriner Gespräch, am 24.01.2012 lud die AOK Nordost in das Hotel Crowne Plaza ein. Die Einladung wurde mit der Frage formuliert:
Wie kann die Gesetzliche Krankenversicherung zukunftsfest finanziert werden?
Das einleitende Referat hielt der Gesundheitsökonom Prof. Dr. Jürgen Wasem von der Universität Duisburg-Essen. Er ging davon aus, was die Finanzentwicklung der GKV in der Vergangenheit beeinflusst hat. Es besteht eine Schere zwischen den beitragspflichtigen Einnahmen und der Bruttoinlandsproduktion. Die Gründe dafür sind die Entwicklung des Arbeitsmarktes, Arbeitslosigkeit, Formen der Einkünfte. Politische Entwicklungen sind mit Verschiebebahnhöfen zu vergleichen. Ausgabenseitig gesehen sind von 1991 – 2010 besonders stark Arzneimittel, Krankenhauskosten, Bezahlung der Ärzte, Hilfsmittel und weitere Arten gestiegen.
Für die Zukunft sind grundsätzlich die gleichen Faktoren wie in der Vergangenheit zu erwarten. Besonders stark umstritten ist die Frage, wie stark der medizinisch-technische Fortschritt in der Zukunft in Hinsicht auf den Finanzbedarf wirkt. Mit statistischen Angaben belegte er die besonderen Faktoren in den neuen Bundesländern. Es gibt mehr ältere Menschen. Die Wirtschaftskraft in den neuen Bundesländern wird voraussichtlich auch in der Zukunft hinter der des Westens zurückbleiben – bei höherer Morbidität und gleichen Preisen für die Gesundheitsleistungen.
Prof. Dr. Wasem warf die Frage auf, ob es einen Königsweg gibt. Welche Reformgesetze
brauchen wir? Anforderungen und Beurteilungskriterien:
- Finanzielle Ergiebigkeit und Nachhaltigkeit
- Arbeitsmarktwirkungen
- Ansatzpunkte einer Finanzreform
- Pflichtversicherung
„Mit Blick auf die demografische Entwicklung sei auch eine stärkere Belastung der Rentner sinnvoll, meinte Prof. Dr. Wasem. Bisherige Reformen im Gesundheitswesen hätten zu wenig versucht, die Einnahmen der GKV zu stabilisieren, so der Wissenschaftler – auch, weil parteipolitische Debatten eine Verständigung unmöglich gemacht hätten.“ (Zitat aus der Schweriner Volkszeitung).
Eine Moderatorin führte anschließend ein Podiumsgespräch mit der Sozialministerin Manuela Schwesig (SPD), dem Gesundheitsexperten MdB Jens Spahn (CDU) und mit Prof. Dr. Wasem. Einige Fragen wurden angeschnitten. Zum Beispiel, dass zurzeit Rücklagen in Milliardenhöhe vorhanden sind, trotzdem gehen die Beiträge nicht herunter. Zu beachten ist auch, dass immer über Einnahmen gesprochen wird, über Ausgaben eher nicht. 60 % der Ausgaben sind bedingt durch eigene Lebensweise. Ein weiterer Punkt sind Präventionsleistungen. Prof. Dr. Wasem meinte hingegen, dass nach heutigen Erkenntnissen Prävention nicht kostensparend ist.
Insgesamt gab es wiederum zu wenig Zeit für Fragen oder Diskussionen des Publikums
und vor allem kein für mich zufrieden stellender Ausblick auf die Zukunft. Auch von den Experten der Krankenkassen selber kamen keine eigenen Vorschläge. Ich vermisste
wenigstens im Ansatz weitere Zusammenlegung von Krankenkassen oder durchgreifende Präventionen usw.
Bericht: Erika Dittner, 14.02.2012