„Tempo machen für Inklusion – barrierefrei zum Ziel“ – BV Müritz e.V.
Die verschiedenen geplanten Aktionen nehmen Fahrt auf.
Am 23.04.2022 begannen die Aktionstage anlässlich des Europäischen Protesttages zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung mit einer Fahrt nach Dresden. Unter dem diesjährigen Motto „Tempo machen für Inklusion- barrierefrei zum Ziel“ wurde die Barrierefreiheit an Raststätten der Autobahnen und den Zugang der Toiletten mit dem Euro-Schlüssel untersucht. Auf dem Programm stand auch ein Theaterbesuch, denn barrierefreie kulturelle Einrichtungen sind ebenfalls Teil einer inklusiven Gesellschaft. Ziel einer Exkursion durch Dresden war die Brühlsche Terrasse. Unser Behindertenverband Müritz beteiligte sich vor einiger Zeit an einer Petition für den Einbau eines Fahrstuhls, der inzwischen realisiert wurde.
Nach weiteren Exkursionen in der Müritzregion mit den ÖPNV folgte am 02.05.2022 ein Workshop mit Vertretern der Stadt Waren, Planern und den Verkehrsbetrieben zur Optimierung des Stadtverkehrs in Waren von einer „zusammengesparten“ Bedarfsregelung hin zur angebotsgerechten Gestaltung des Stadtverkehrs unter Umsetzung der Barrierefreiheit und auch schon unter Anbindung an alle neu zu gestaltenden Wohngebiete. Im Vorfeld wurden verschiedene touristische Angebote z.B. „Müritz rundum“ auf die Möglichkeit der barrierefreien Nutzung untersucht. Im Einsatz kommen auf diesem Verbund Niederflurbusse, die Möglichkeit des Reisens mit Rollstuhl ist gegeben. Gearbeitet wird noch an der korrekten Wiedergabe der Ansagen und Anzeigen der Haltestellen. An vielen Haltestellen wurden entlang der Strecke Waren-Röbel Verbesserung bei der Gestaltung vorgenommen. Jedoch sind noch nicht alle barrierefrei. Besonders wichtig ist die Berücksichtigung der Umsteigezeiten, wenn an bestimmten Orten der Bus gewechselt werden muss für das Weiterfahren.
Die barrierefreie Infrastrukturentwicklung war ein wichtiges Thema, das wir am 04.05.2022 mit unserem Gast Herrn Dann, Leiter des Amtes für Bau, Umwelt und Wirtschaftsförderung, diskutierten. Sowohl Probleme von Rollstuhlfahrern als auch sehbehinderten Bürger wurden konkret benannt und als Hinweise für die zukünftige Arbeit mitgegeben.
Während Exkursionen nach Neubrandenburg und Rostock erkundeten wir, ob barrierefreies Reisen mit Bus und Bahn und die Besichtigung von Sehenswürdigkeiten für Menschen mit Behinderung möglich ist. Ein Hindernis für selbstständiges Reisen war der Einsatz eines Schienenersatzverkehrs auf der Strecke nach Rostock. Dieser beförderte keine Rollstühle. Das Angebot der Nutzung eines Taxis wurde nicht genutzt, weil dieses nicht 3 Rollstühle transportieren konnte. So blieb uns wieder nur die Fahrt mit unserem vereinseigenen barrierefreien Kleinbus als günstigste Reisemöglichkeit. Mit dem zügigen Weiterbau an der Barrierefreiheit des Bahnhofs wird eine wesentliche Hürde für ein selbstbestimmtes und selbständiges Reisen hoffentlich bis 2023 beseitigt sein.
Der Höhepunkt des diesjährigen Aktionstages anlässlich des Europäischen Protesttages zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung war das Inklusive Kulturfest auf der Freilichtbühne in Waren. Teilnehmer mit und ohne Behinderung präsentierten den Gästen ein tolles Kulturprogramm.
Norbert Möller, Bürgermeister der Stadt Waren, ließ es sich nicht nehmen, unser Fest gemeinsam mit Sergiy Chumak, Vorsitzender des Partner-Behindertenverbandes des Oblast Poltava und Hanni Rossek, Vorsitzende des Behindertenverbandes Müritz, zu eröffnen. Sie verlas auch die Grußworte des Schirmherren des Inklusiven Kulturfestes Friedrich Wilhelm Bluschke, Vorsitzender des Paritäter MV, der wegen seiner Teilnahme an anderen inklusiven Veranstaltungen in Rostock nicht anwesend sein konnte. Bei strahlendem Sonnenschein traten abwechselnd der Penzliner Frauenchor, der Volkschor Schipkau aus der Niederlausitz, das Volkloreensemble des Behindertenverbandes des Oblast Poltava und die Rollstuhltänzer aus Neubrandenburg auf. Den Zuschauern boten sie ein vielfältiges und stimmungsvolles Programm. Ein großes Dankeschön geht an alle Mitwirkenden, Familie Düwell und Familie Fabisch sowie den vielen ehrenamtlichen Helfern unseres Behindertenverbandes Müritz, die mit ihrem großen Engagement bei der Vorbereitung und erfolgreichen Durchführung dieses 1. Inklusiven Kulturfestes auf der Freilichtbühne beteiligt waren.
Besonders emotional wurde es bei dem Auftritt des ukrainischen Volkloreensembles in Linstow im Veranstaltungszentrum des Aussiedlermuseums der Wohlynier. Nach dem 2. Weltkrieg siedelten in Linstow viele Flüchtlinge auf dem Wohlynskiy Oblast. Und auch heute fanden wieder Flüchtlinge aus der Ukraine dort eine vorläufige neue Heimat. Besonders sie waren sehr dankbar für die
heimatlichen Klänge. In vielen Gesprächen drehte sich alles über die Situation in ihrer, aber auch jetzt neu gefundenen Heimat auf Zeit. Immer wieder brachten sie in sehr bewegenden Worten ihre Dankbarkeit für den Auftritt unserer ukrainischen Gäste zum Ausdruck. Sie machten deutlich, wie wichtig für sie diese Verbindung zur Heimat war. Die heimatlichen Lieder stillten ein wenig die Sehnsucht nach Heimat und stärkten den Willen nach Frieden, der uns alle vereint.
Ein besonderer Dank an unsere ukrainischen Gäste des Partner-Behindertenverbandes aus dem Oblast Poltava, die die Strapazen der sehr langen und jetzt gefahrvollen Fahrt auf sich nahmen, um an unserem Inklusiven Kulturfest teilzunehmen. Olga Dubinska überbrachte ein besonderes Geschenk aus Horochiv für das Wohlynier- Museum und gab es dem Direktor Michael Thoss mit herzlichen Grüßen des Bürgermeisters Viktor Godik.
Text und Bilder: Hanni Rossek
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