Wir trauern um Hermann Frahm
Wir trauern um unseren Freund und Mitstreiter
Hermann Frahm
Der im 82-jährigen Lebensjahr nach kurzer schwerer Krankheit, an Postpolio verstorben ist.
Schon als Baby mit 2 Monaten erkrankte Hermann an Kinderlähmung. Trotzdem hat er sich nicht unterkriegen lassen und ein aktives selbstbestimmtes Leben geführt. Begleitet und unterstützt auf seinem Lebensweg hat ihn seine Frau Gudrun, mit der er 54 Jahre verheiratet war.
Bis zu seinem 65. Lebensjahr war er an der UNI-Rostock als Ökonom und als technischer Leiter in der UNI-Bibliothek tätig. Nach der Wende setze er sich im Beirat „Barrierefreies Rostock“ bei der Behindertenbeauftragten, dafür ein, dass seine Heimatstadt Rostock barrierefrei umgebaut wird. Er hat einen hervorragenden Anteil daran, dass es jetzt in der Hansestadt Rostock für alle Bürger möglich ist, den Öffentlichen Personennahverkehr ohne Hindernisse zu benutzen.
Ich freue mich jedes Mal, wenn ich in Rostock Hauptbahnhof ankomme und mit der S-Bahn oder auch mit der Tram, dem Bus, ohne fremde Hilfe in sonst üblicher Weise mit meinem Rollstuhl weiterfahren kann. Das ist nicht nur für Mecklenburg-Vorpommern beispielgebend. Hermann hat einen großen Anteil daran, dass Rostock heute nicht nur einen barrierefreien ÖPNV hat, sondern dass sich das auch ökonomisch für die Verkehrsbetriebe rechnet.
2005 übernahm Hermann den ehrenamtlichen Vorsitz im Behindertenverband Rostock e.V. und im Jahr 2011 wurde er auf der Mitgliederversammlung des Allgemeinen Behindertenverbandes in Mecklenburg-Vorpommern e.V. in den Landesvorstand als stellvertretender Vorsitzender gewählt.
Der Polio-Selbsthilfegruppe in Rostock war er bis ins Jahr 2021, bis zuletzt sehr verbunden.
Sein ganzes Leben kämpfte er, für Selbstbestimmung und Würde und setze sich für die Behindertenbewegten in der Hansestadt Rostock und im Landesverband ein. Er lebte in beispielgebender Weise, die Vision der UN- Behindertenrechtkonvention vor, in dem er als Mensch mit Behinderung, einen wertvollen Beitrag zum allgemeinen Wohl und zur Vielfalt der Gesellschaft leistete und dabei gleichzeitig zeigte welche eigenen Fähigkeiten und Potentiale in ihm steckten.
Wir trauern, um unseren Freund und Mitstreiter, Hermann Frahm, der uns in unserem weiteren Kampf für Inklusion und Selbstbestimmung und Würde schmerzlich fehlen wird. Unser Beileid gilt seinen Angehörigen, aber besonders seiner Frau Gudrun, die ihm ein Leben lang zur Seite stand und durch Dick und Dünn mit ihm gegangen ist.
In aufrichtiger Anteilnahme und tiefer Trauer
Peter Braun, Landesvorsitzender, am 08.11.2021