Kranzniederlegung am 8. Mai 2005 im Klinikum West
Sehr geehrte Bürgerinnen und Bürger der Hansestadt Stralsund,
sehr geehrter Herr Prof. Freyberger, liebe Mitglieder Gäste und Freunde,
der Behindertenverband Stralsund e.V. und das Aktionsbündnis (Aktion 5. Mai) will im 60. Jahr nach der Niederschlagung des Faschismus nicht schweigend zu sehen, wie sich der Nazismus in unseren Kommunen und unserem Bundesland wieder ausbreitet. Dabei werden wir nicht vergessen, Rechtsextremismus und Behindertenfeindlichkeit sind schon einmal eine unheilvolle Allianz eingegangen.Wir haben eine besondere Verantwortung, denn in Alt Rehse in unserer unmittelbaren Nähe, im beschaulichen Mecklenburg, befand sich von 1935 bis 1945 die reichsweit einzige Einrichtung für die Indoktrination der deutschen Ärztinnen und Ärzte, Hebammen, Apothekerinnen und Apotheker und den Amtsärztinnen und Amtsärzten eingerichtet wurde. Hier wurden die Helfershelfer für die rassenhygienischen Zielstellungen der Nazis geschult und ausgebildet. Aussonderung und den Mord an 100 000 Patientinnen und Patienten im gesamten Machtbereich der Nazis gelegt. Nach Schulung des medizinischen Personals wurden Krankenanstalten im ehemaligen Mecklenburg und Pommern zu Tötungsanstalten umgebaut und tausende Menschen zu Tode “behandelt”. Im Zuge der Kindereuthanasie verloren bis zu 8.000 Kinder ihr Leben. Bis zu 70.000 psychisch Kranke wurde in der ersten Tötungswelle bis zum 1. September 1941 umgebracht. Die Nürnberger Prozesse gingen davon aus, dass 275.000 Menschen der Euthanasie zum Opfer fielen.Im Krankenhaus West, derzeit weit vor den Toren Stralsunds, sind in der Zeit des grausamen 2. Weltkrieges 1286 Menschen zu Tode gekommen.Wir haben weiterhin gemeinsam die Aufgabe darüber zu wachen, dass was geschehen ist, sich nicht wiederholt.Das Geschehene ist auch nach 60 Jahren nicht rückgängig zu machen.Die Kranzniederlegung ist zum Gedenken an die Opfer und zur Mahnung an die Lebenden
Text: Ingo Bars Vorsitzender Behindertenverband Stralsund e.V., 08.05.2005