Gedenken in Ueckermünde
Am 8. Mai legte unser Verband auf dem Klinikgelände in Ueckermünde einen Kranz nieder, um der ermordeten Kinder und Patienten in der NS- Zeit zu gedenken.
Frau Barbara Mortensen, die Vorsitzende des Behindertenverbandes Ueckermünde e.V. begrüßte alle Anwesenden und Frau Marlen Deutsch hielt eine Gedenkrede.
Bereits am 23. November 1939 fanden die ersten Deportationen von psychisch kranken und und behinderten Patienten aus der ehemaligen Psychiatrischen Landesheilanstalt Ueckermünde/Pommern in andere Tötungsanstalten statt.
Später wurde hier selbst ein Krematorium eingerichtet und Patienten zu Tode behandelt.
Die Verbrechen in der Ueckermünder Heilanstalt sind nie strafrechtlich verfolgt worden. Die meisten Ärzte, Krankenschwestern und Pfleger blieben nach dem Kriegsende im Beruf tätig, ohne jede Aufarbeitung, Schuldbekenntnisse oder Reue. Der entsetzliche Vernichtungsfeldzug der Ärzteschaft gegen Behinderte und psychisch Kranke wurde kollektiv verdrängt. Es soll aber nicht verschwiegen werden, dass jeder einzelne Arzt, so gab Hitlers Reichskommissar für das Sanitäts-und Gesundheitswesen im Nürnberger Ärzteprozess zu Protokoll, absolut selbstverantwortlich gewesen sei für das, „was er innerhalb dieser Maßnahme, die bis zur Euthanasie, zum Ende führte, zu tun hatte“. Obwohl im August 1941 auf Protest der Kirche ( des Bischofs Clemens August Graf von Galen, vom 26.Juni 1941), nicht auf Protest der Ärzte, die „Aktion T 4“ offiziell gestoppt wurde, ging die dezentrale wilde „Euthanasie“ auf Initiative von Ärzten bis zum Kriegsende weiter, in einigen Krankenanstalten auch darüber hinaus.
Die Verdrängung fand in Ost und West gleichermaßen statt. Nach Mord und Totschlag setzte das Totschweigen ein! In seltener Einigkeit wurden die Massenmorde an psychisch kranken und behinderten Menschen in beiden deutschen Staaten vertuscht und Patientenakten verschwanden in Staats- und Stasiarchiven. Selbst ein Planer der T 4 Aktion ( 1939), Dr. Wilhelm Bender, konnte nach dem Krieg in der Psychiatrischen Klinik Ueckermünde an leitender Stelle weiter arbeiten. Viele andere Ärzte wie z.B. der berüchtigte und gefürchtete Dr. Josef Leu, aus Schwerin fand eine zweite Karriere als freiberuflicher Nervenarzt und gerichtsmedizinischer Gutachter. Wie viele andere, die wegen des großen Ärztemangels nur geringe Strafen erhielten oder vorzeitig aus der Haft entlassen wurden. Die Täter blieben unter uns!
Erst am 9. Oktober 1991 wurde ein Mahnmal zur Erinnerung an die Opfer aufgestellt. Die vom Bildhauer Sven Domann geschaffene Holzplastik ist das erste Gedenkzeichen für die Opfer der nationalsozialistischen „Euthanasie“-Verbrechen in den Neu- Bundesländern. Leider wurde die Plastik bereits 1996 wegen Bauarbeiten abgebaut und bisher nicht wieder aufgestellt.
Wir haben im AMEOS Diakonie-Klinikum Ueckermünde nachgefragt und sind überein gekommen, dass die Holzplastik spätestens bis zum 23. November 2008 an dominanter Stelle auf dem Klinkgelände wieder aufgestellt wird!
Besonders hat uns ermutigt, dass in diesem Jahr viele Menschen unserem Aufruf gefolgt sind und mit uns gemeinsam trauerten.
Text und Bild: Peter Braun, 08. Mai 2008