Zum Gedenken in Ueckermünde
Meine sehr verehrten Damen und Herren, liebe Freunde,
bundesweit finden dieser Tage im Rahmen des Europäischen Protesttages zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung unterschiedliche Veranstaltungen und Aktionen statt. Wir sind heute hier in der AMEOS-Klinik zusammen gekommen, um im Rückblick auf die Geschichte der „Provinzial Heil- und Pflegeanstalt“ Ueckermünde, die Lebenswelten von Menschen mit psychischen Erkrankungen und Behinderungen auf den Prüfstand zu stellen.
Vielleicht können Sie sich an die Wendezeit erinnern, als die Psychiatrie in der DDR massiv kritisiert und in den Fokus der Medien geriet. Von der Hölle in Ueckermünde wurde ausführlich berichtet. Seit dem wurden schrittweise die Lebensbedingungen sowie das Betreuungskonzept in der Klinik verbessert, wie wir hier im Kastanienhof sehen können.
1995 begannen der Umbau und die Modernisierung des gesamten Klinikums.
Das Land Mecklenburg-Vorpommern stellte hierfür bisher insgesamt 86 Millionen Euro bereit. Nach Sanierung und Umbau wurde 2004 privatisiert und die AMEOS Gruppe Zürich übernahm die Poliklinik und das Klinikum für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie Ueckermünde.
Die Aufarbeitung der dunkelsten Geschichte in der NS-Zeit in der Heil- und Pflegeanstalt ist bis heute nicht abgeschlossenen und bleibt eine immer währende Verpflichtung von Klinikleitung und Mitarbeiter/innen.
Selbst ein Planer der T 4 Aktion (1939), Dr. Wilhelm Bender, konnte nach dem Krieg hier in der Psychiatrischen Klinik Ueckermünde an leitender Stelle weiter arbeiten. Wie viele andere Ärzte und Pflegekräfte, die wegen des großen Personalmangels nur geringe Strafen erhielten oder vorzeitig aus der Haft entlassen wurden.
Auf das leidvolle Schicksal der Patienten ist Chefarzt Dr. Blütgen anschließend in seinen Vortrag eingegangen.
Bereits am 9. Oktober 1991 wurde ein Mahnmal zur Erinnerung an die Opfer aufgestellt. Die vom Bildhauer Sven Domann geschaffene Holzplastik war überhaupt das erste Gedenkzeichen für die Opfer der nationalsozialistischen „Euthanasie“-Verbrechen in den Neu- Bundesländern. Leider wurde die Plastik später etwa 1995 wegen Bauarbeiten abgebaut und erst am 15. Mai 2009 nach 14 Jahren wieder aufgestellt. Ich bin besonders Frau Mortensen und Frau Deutsch vom BV Ueckermünde e.V. dankbar, dass sie nie locker ließen und die Wiederherstellung des Mahnmal immer wieder eingefordert haben.
Bereits am 8. Mai 2005 zum 60. Jahrestag der Befreiung vom Faschismus hatten sie zum Gedenken und zur Mahnung an die Opfer in der Klinik vor dem Haupteingang einen Kranz niedergelegt, heute am 3. Mai, sprach Frau Mortensen Worte zum Gedenken und legte für den BV Ueckermünde e.V. und für den Landesverband ABiMV e.V. einen Kranz am Mahnmal nieder.
Text: Peter Braun
Die Gedenkfeier wurde von der Aktion Mensch unterstützt!